Wenn es nur unter Weiden „regnet“

Bei einem Spaziergang in den Rieselfeldern (aber nicht nur in den Rieselfeldern) kann es sein, dass an einigen Stellen unter Weidenbäumen und Weidengebüschen Tropfen herabfallen, obwohl es nicht regnet. So läßt einen der Blick an den Himmel zunächst ratlos. Bei genauerer Betrachtung der Weiden fallen dann viele kleine schaumige Bereiche auf, aus denen die Tropfen herabfallen (siehe Titelbild, Foto: Michaela Stenz).

Die Larve einer Weidenschaumzikade versteckt sich im Schaum. Foto Michaela Stenz.

Der Schaum wird gebildet durch Schaumzikaden und die Flüssigkeit besteht fast ausschließlich aus Wasser. Die Schaumzikaden legen im Sommer im Holz und der Rinde der Weiden Eier ab. Die daraus im nächsten Frühjahr schlüpfenden ersten Stadien werden Zikaden-Larven genannt. Sie stechen die Weiden an und saugen die Pflanzensäfte. Austretender Pflanzensaft wird mit eiweißhaligen Absonderungen der Zikaden vermischt und zu Schaum „aufgepustet“. In diesem verbergen sie sich vor ihren Freßfeinden. Ihre Freßfeinde können räuberische Insekten, Spinnen und Vögel sein. Fünf Stadien durchlaufen die Zikaden bis sie „erwachsen“ sind und sich paaren und vermehren können.

Zikaden-Larve im Schaumversteck. Foto: Michaela Stenz.

Die aus dem Schaum herabtropfende Flüssigkeit besteht zu ca. 99,5 % aus Wasser. Nur ein äußerst geringer Teil sind also andere, in den Pflanzensäften enthaltene Stoffe und die eiweißhaltigen Ausscheidungen der Zikaden. Es besteht daher keine Gefahr für uns und kein Grund für Ekel. Auch wenn man diesen Schaum schon mal „Kuckucksspeichel“ oder „Hexenspucke“ nennt.

Detailansicht einer Weidenschaumzikaden-Larve (Braune oder Bunte Weidenschaumzikade). Die genaue Artunterscheidung ist selbst bei erwachsenen Zikaden zum Teil sehr schwierig und nur anhand der Geschlechtorgane möglich. Foto: Michaela Stenz.

Den Weiden soll dies im Allgemeinen nicht schaden. Allerdings wird berichtet, das bei Massenvorkommen der Zikaden die Weidentriebe Flüssigkeitsdefizite aufweisen und vertrocknen können und durch spröde Wundgewebe (durch Eiablage und Saugen von Pflanzensäften) bruchanfälliger sind. Zudem kann es sein, dass Zikaden (wie auch andere Insekten) Pflanzenkrankheiten durch mitgeschleppte Pilze und Bakterien verbreiten. Solche Krankheiten können zum Absterben der Weiden führen.

Internet Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Schaumzikaden

https://www.donauauen.at/wissen/natur-wissenschaft/fauna/braune-weidenschaum-zikade-aphrophora-salicina

https://www.digitib.de/de/tiere-kennenlernen/artenlexikon/familie/arthropoda-gliederfuesser/insecta/auchenorrhyncha-zikaden/aphrophoridae-schaumzikaden

Schaumzikaden gibt es übrigens auch auf anderen Pflanzen wie zum Beispiel Erlen, Kuckuckukslichtnellke, Wiesenschaumkraut und verschiedene Gräser.

Und für die Rieselfelder gilt natürlich, dass jedes Insekt nicht nur zur Artenvielfalt beiträgt sondern auch potentielles Vogelfutter ist und somit die Nahrungsbasis für die Vögel im Europäischen Vogelschutzgebiet und Feuchtgebiet internationaler Bedeutung darstellt.

Wir bedanken uns bei Michaela Stenz für die sehr gelungene Bilder-Serie!