

Als die Stadt Münster die Rieselfelder als Abwasserbehandlungsanlage 1901 baute, hat sie auch den Bau einer Hofstelle geplant, die einerseits selbst Landwirtschaft in den neuen Rieselfeldern betreiben und andererseits die Abrechnungen mit den übrigen landwirtschaftlichen Pächtern übernehmen sollte.
Die ersten Hofgebäude wurden 1906 fertiggestellt: das Haupthaus mit dem Bauerncafé „Heidekrug“, das am 4.11.1906 seine Ausschanklizenz bekam, und eine Wagenremise.
1914 kam der Schweinestall hinzu, 1915 die Korn- und Durchfahrt-scheune. Den Abschluss bildete ein Schuppen, für den die Stadt Münster 1916 eine Baugenehmigung beim zuständigen Amt Mauritz beantragte.

In den Folgejahren wurden noch einige Nebengebäude errichtet, unter anderen die große Durchfahrtscheune und der Schweinestall.
Bis in die 1970er-Jahre erfüllte der Rieselfeldhof seine ursprünglichen Funktionen, wobei die Betreuung der anderen landwirtschaftlichen Pächter schon in den 1940er-Jahren endete.
Pächter des städtischen Rieselfeldhofes war während der gesamten Zeit die Familie Mertens, zum Schluss das Ehepaar Wilhelm und Annemarie Mertens, das neben der Landwirtschaft auch das Café betrieb.
Mitte der 1970er-Jahre gab Familie Mertens zuerst die Landwirtschaft und etwa zehn Jahre später auch den Betrieb des Cafés aus Altersgründen auf.
Beide Eheleuten verstarben innerhalb von sechs Wochen Anfang 1999.
Da als Folge des Landschaftsplans „Nördliches Aatal und Vorbergshügel“ der Rat der Stadt Münster beschlossen hatte, im Südteil der Rieselfelder nur noch extensive Grünlandnutzung zuzulassen, war die Hofstelle für eine landwirtschaftliche Nutzung wie früher nicht mehr erforderlich.
Um zu erreichen, dass die Hofstelle einer sinnvollen Folgenutzung zugeführt wurde und gleichzeitig sicherzustellen, dass dort keine Aktivitäten stattfinden, die dem Sinn des europäischen Vogelschutzgebietes „Rieselfelder Münster“ entgegenstünden, schloss die Stadt 1999 mit dem Trägerverein Biologische Station Rieselfelder Münster einen Erbbaurechtsvertrag. Dessen Grundlage besteht in einem umfassenden Nutzungskonzept, das seitdem schrittweise verwirklicht wurde:
- Am 1.4.2000 wurde das Bauernhof-Café nach erheblichen Umbauarbeiten im sowie am Haupthaus wieder eröffnet.
- Ab dem Jahr 2000 wurde nach und nach die Durchfahrtscheune wieder genutzt, einerseits als Lager für das Winterheu der in den Rieselfeldern gehaltenen „Auerochsen“, andererseits als Standort für eine kleine Holzwerkstatt. Später kamen noch Arbeitsmöglichkeiten für Künstler:innen hinzu. Nach einem Brand im Jahr 2014 wurde die Durchfahrtscheune in neuem Gewand, aber zu den bestehenden Gebäuden passend, wieder aufgebaut. Sie dient heute als Maschinenhalle sowie als Künstler- und Holzwerkstatt.
- Am 1.4.2002 begann der Imker Denis Schüler einen Teil der umgebauten Remise zu nutzen, später weitete er seine Aktivitäten weiter auf die kleine offene Scheune aus. Nach der krankheitsbedingten Aufgabe der Imkerei begründete Dr. Christine Unsöld eine neue Imkerei in und an der offenen Scheune. Die Remise dient nun als Wirtschaftraum für die Gaststätte Heidekrug.
- Am 16.7.2004 wurde nach mehrjährigen Um- und Ausbauarbeiten die neue Ausstellung der Biologischen Station im ehemaligen Kuhstall des Rieselfeldhofes auf der Rückseite des Hauptgebäudes eröffnet.
- Im Frühjahr 2007 wurde dann – als letzter Bauabschnitt – das Seminarzentrum im ehemaligen Schweinestall fertiggestellt.
- Neu hinzugekommen ist 2011 die Außenausstellung hinter dem Seminargebäude mit einer Wasserfläche und einer barrierefreien Steganlage. Die Bereiche dienen der Umweltbildung und der naturnahen Erholung.
Alle diese Fortschritte in der Erhaltung und denkmalgerechten Umgestaltung des Rieselfeldhofes wären nicht möglich gewesen ohne die vielfältige Unterstützung der folgenden Einrichtungen:
- Land Nordrhein-Westfalen (Naturschutz- und Städtebauförderungsmittel im Rahmen der „Regionale 2004 links und rechts der Ems“)
- Amt für Agrarordnung Münster/Coesfeld (Dorferneuerungsmittel)
- Stadt Münster (Denkmalpflegemittel)
- Nordrhein-Westfalen-Stiftung für Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege
- Stiftung für Umwelt und Entwicklung des Landes NRW
Die Stadt Münster hat – durch ihre Ämter für Denkmalpflege, Bauordnung, Planung und Liegenschaften – in vorbildlicher Weise mitgeholfen, diese Pläne auch in „bürokratischer“ Hinsicht umfassend zu realisieren.