Naturerlebnisgebiet und Info-Pfosten

Vom Maisacker zum Naturerlebnisgebiet – unter diesem Motto stand die Rückverwandlung nach 1975 trocken gelegter und anschließend intensiv landwirtschaftlich genutzter ehemaliger Rieselfeldflächen zu einem ca. 200 ha großen Feuchtgebiet südlich der Straße Coermühle. Mit Unterstützung des Landes NRW und der EU konnte dieses „Life-Projekt“ von 1997 bis 2000 realisiert werden. Zwei größere Stauflächen bilden zusammen mit Feuchtwiesen, Obstwiesen und Brachen ein abwechslungsreiches Landschaftsbild. Das Gebiet ist prädestiniert für erlebnisreiche Erholung. Hervorragende Beobachtungsmöglichkeiten entlang der ausgewiesenen Wanderwege bieten Einblicke in die artenreiche Vogelwelt, die das neue Gebiet rasch erobert hat. Der nachstehenden Karte können sie auch barrierefreie Wege- und Beobachtungsmöglichkeiten entnehmen.

Wegekarte Naturerlebnisgebiet Rieselfelder mit Position der Infopfoseten. Grafik: Chiara Petry.

Info-Pfosten

Liebe Gäste der Rieselfelder! Im Folgenden stellen wir ihnen 22 ausgewählte Punkte (Info-Pfosten) vor, die Sie im Verlaufe ihrer Radfahrt oder Wanderung durch das Europäische Vogelschutzgebiet ansteuern können. Die Holzpfosten haben einen gelben Kopf und eine aufgesetzte Stahlplatte mit aufgeschweißter auch fühlbarer Nummer. Wenn Sie also zum Beispiel auf den Infopfosten mit der Nummer 14 treffen, können Sie sich den zugehörigen Text zum Aussichtsturm ansehen. Wir wünschen Ihnen bei Ihrem Aufenthalt in den Rieselfeldern der Stadt Münster viele interessante Einblicke und bleiben sie bitte auf den befestigtenWegen!

Wenn Sie darüber hinaus noch Fragen haben sollten, so sprechen Sie uns an!
Telefon: 0251 – 161760
E-Mail:

Info-Pfosten 1

Der Rieselfeldhof

Zu der von 1906 bis 1916 errichteten landwirtschaftlichen Hofstelle gehörte immer schon die Bauernkneipe „Heidekrug“. Diese Kombination war früher im Münsterland weit verbreitet. Die Ausstattung des Schankraumes der Gaststätte stammt original aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. In einem Gastraum hat der Heimatverein eine Hermann Löns-Ecke eingerichtet.

Die gesamte Hofstelle ist heute denkmalgeschützt. Der ehemalige Pferde- und Kuhstall beherbergt eine Ausstellung zur Landschaftsgeschichte der Rieselfelder. Der ehemalige Schweinestall dient als Seminargebäude, das auch für Veranstaltungen angemietet werden kann.

In der Durchfahrtsscheune sind landwirtschaftliche Maschinen untergestellt und lagert Holz für die vielfältigen Arbeiten in den Rieselfeldern.

Der Rieselfeldhof bietet auch einigen Künstlerinnen und Künstlern Platz für Ateliers. Einen kleinen Schuppen nutzt eine Imkerin zur Honig- und Wachsproduktion. Ein wahrlich „lebendiges“ Denkmal.

Anfang des Jahres 2000 hat die Biologische Station die gesamte Hofstelle von der Stadt als Erbbaurecht übernommen und mit Hilfe von Mitteln des Landes NRW sowie der Nordrhein-Westfalen-Stiftung für Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege sowie der NRW-Stiftung für Umwelt und Entwicklung renoviert und für die heutigen Nutzungen umgebaut.

Hinter dem ehemaligen Schweinestall wurde 2011 im Rahmen des Projektes „Naturerlebnis für Alle“ ein Gewässer mit einer barrierefreien Steganlage und einem Lehrpfad angelegt. Gefördert wurden die barrierefreien Angebote mit Mitteln des Landes NRW und der EU-Regionalförderung.

Die Biologische Station Rieselfelder Münster bietet nach Voranmeldung für ein geringes Entgelt am Rieselfeldhof auch je ein Rollfiets und einen Rollstuhl zur Ausleihe an.

Info-Pfosten 2

Obstwiese und- bäume

In den Rieselfeldern sind in den 1990er Jahren mehrere Obstwiesen angelegt worden. Gepflanzt wurden verschiedene „alte“ Obstsorten wie der „Dülmener Rosenapfel“ oder die „Köttelbirne“. Bis der Steinkauz hier einzieht und vielleicht auch brütet oder Fledermäuse hier Unterschlupf finden, dauert es gewiss noch einige Zeit. Die Obstbaumreihe entlang des Weges zeigt jedoch, wie die Bäume aussehen könnten, wenn sie auch mal alt werden dürfen. Höhlungen in den hochstämmigen Obstbäumen entlang der Wege sind oft das Zuhause von Hornissen und anderen Insekten. Gerade auch in ihrer Zerfallsphase bieten die Stämme einigen Vögeln wie Spechten, Kleibern, Baumläufern und vielen anderen Arten eine reichhaltige Nahrungsquelle.

Zur Baumpflege und auch Obsternte ist immer zusätzliche Hilfe willkommen

Info-Pfosten 3

Das Rieselwärter-Häuschen

Bis zum Ende der Nutzung als Abwasserkläranlage 1975 standen an mehreren Stellen in den damals mehr als 600 Hektar großen Rieselfeldern solche kleinen Unterkünfte für die Rieselwärter. Diese sorgten rund um die Uhr in drei Schichten für die Verteilung des aus der Stadt kommenden Abwassers.

Elektrischen Strom gab es nicht, wohl aber für die kältere Jahreszeit einen kleinen Ofen. Während nachts die Überwachung der Abwasserströme im Vordergrund stand, mussten tagsüber – vor allem in den Sommermonaten – die Zuleitungsgräben von Pflanzen freigehalten und kleinere Schäden an Schiebern repariert werden.

Abgesehen vom Handwerkszeug wie Schaufeln und Sensen war für das städtische Tiefbauamt, das für die Rieselfelder zuständig war, die Buchführung über die Berieselung von besonderer Bedeutung. Mit Hilfe der an der Südwand hängenden Karte, auf der jede einzelne Rieselfeld-Parzelle nummeriert war, mussten die Rieselwärter den Tag und die Uhrzeiten eintragen, in denen sie auf den einzelnen Parzellen das Abwasser verrieselten. So entstand eine flächendeckende Übersicht über die Intensität der Abwasser-Beschickung, aus der sich ab etwa 1966 die zwingende Notwendigkeit ergab, entweder die Rieselfelder deutlich zu vergrößern, oder aber eine moderne Kläranlage zu bauen.

Nach 1975, der Inbetriebnahme des Hauptklärwerkes in Coerde, verschwanden die Rieselwärterhäuschen aus dem Landschaftsbild.

Seit einigen Jahren finden am Rieselwärterhäuschen immer im August einige Dichterlesungen und Installationen im Rahmen der Rieselfelder-Kulturtage statt. Hinweise hierzu finden sie auf den Internetseiten von Carsten Bender: https://gloster-productions.com

Info-Pfosten 4

Weiden und Beweidung

Auf vier Weiden mit ca. 70 Hektar grasen Wildrinder. Sie unterstützen den Naturschutz bei der Offenhaltung der Landschaft. Durch Ihren Weidegang vermeiden sie das Aufkommen von Gebüschen und Bäumen. Nicht nur für viele Wat- und Wasservögel ist eine weitläufig offene Landschaft erforderlich damit sie das Gebiet anfliegen. Viele Gänse und auch durchziehende Singvögel freuen sich über offene nicht intensiv genutzte Landschaften.

Auf unseren Feuchtweiden brüten Knäk- und Löffelenten, Kiebitze, Schwarzkehlchen und vielleicht auch mal wieder die Uferschnepfe.

Dauergrünland ist zumindest im Münsterland eine Kulturlandschaftsform, die auch noch in den letzten Jahrzehnten, trotz aller Schutzbemühungen, einen starken Rückgang verzeichnet. Entsprechend sind dem Grünland angepasste Tier- und Pflanzenarten zunehmend bedroht.

Info-Pfosten 5

Der Schilf-Lehrpfad

2011 entstand im Rahmen des Projektes „Naturerlebnis für Alle“ der barrierefreie Schilflehrpfad am „Kleinen Stauteich“.

Erst durch die Verbesserung der Wasserqualität des Klarwassers der Kläranlage in den 1980er Jahren hatte das Schilf gegenüber dem nährstoffliebenden Rohrkolben eine Chance in den Rieselfeldern. Es breitet sich seitdem stark aus. Heute zählen die Rieselfelder mit ca. 100 ha Schilfrohr zu den größten zusammenhängenden Schilf-Gebieten in Nordrhein-Westfalen.

Der Lehrpfad im Naturerlebnisgebiet am Kleinen Stauteich bietet die Möglichkeit, mehr über den einzigartigen Lebensraum „Röhricht“ zu erfahren. Dadurch werden auch die Schutzmaßnahmen im Reservat, wie zum Beispiel die Wegesperrungen, begreifbar.

Der Ablauf des Klarwassers vom Klärwerk in Coerde spaltet sich in zwei Ableiter-Stränge auf. Ein kanalartiger Strang fließt zur Münsterschen Aa. Dieser aufgestaute Strang bildet den „Kleinen Stauteich“. Im Unterlauf, nördlich der Unterführung unter der Straße „Coermühle“, hat die Biologische Station den Überlauf des „Kleinen Stauteiches“ wieder zu einem naturnahen Bauchlauf dem „Wöstebach“ renaturiert.

Der zweite kanalartige Strang fließt durch den „Großen Stauteich“ zur Ems. Beide Ableiter-Stränge werden seit 1999 angestaut.

Info-Pfosten 6

Die „Nuller-Becken“

Aus der alten Rieselfeld-Zeit, als die Rieselfelder noch eine Anlage zur Landbehandlung von Abwässern waren, stammt die Nummerierung der Rieselfeldparzellen, die bis heute fortgeführt, aber auch der heutigen Unterhaltung angepasst wurde. Nahe am Anfang der Bewässerungsstrecke lagen die „Nuller-Becken“. Es waren die Absetzbecken für einen Teil des Rohabwassers aus Münsters Innenstadt. Hier setzten sich die groben Partikel ab bevor das Wasser auf den Feldern verrieselt wurde.

Ein Teil der Nuller-Becken wird auch heute noch vom Klärwerk in Coerde gelegentlich als Schlammdeponie genutzt. Deshalb sind diese Flächen eingezäunt, denn es besteht Lebensgefahr durch Einsinken in den etwa zwei Meter tiefen Schlamm.

Auf der Gebietskarte im Kapitel „Das Gebiet“ sind die 0er Flächen nahe der Hütte 1 und zwischen der Hütte 1 und 2 zu finden.

Info-Pfosten 7

Relikte früherer Bewässerung

Die Beton-Halbschalen und der Dückerschacht sind nicht nur an dieser Stelle stille Zeugen der historischen Bewässerung. Seit 1901 kam das Rohabwasser durch eine Druckleitung aus der Innenstadt von Münster zu den Rieselfeldern. Von hier aus lief das Abwasser nur dem Gefälle folgend in derartigen Betonhalbschalen bis in die letzten Winkel des Gebietes.

Dieses offene Bewässerungssystem war sehr pflegeintensiv. Im Dreischicht-Betrieb hielten bis zu 11 Rieselwärter die offenen Gerinne frei und sorgten für eine einwandfreie Bewässerung der Feldparzellen. Mit Aufgabe der Verrieselung nach dem Bau des modernen Klärwerkes in Coerde übernahm 1975 die Biologische Station die Bewässerung. Ab 1978 ersetzte sie das offene Bewässerungssystem aus Betonhalbschalen, Platten- und Erdgräben in ehrenamtlicher Eigenleistung durch Rohrleitungen.

Info-Pfosten 8

„Blauer See“ und „Huronensee“

Direkt neben der Straße erstreckt sich bis zum Dortmund-Ems-Kanal der „Blaue See“. Er entstand durch Sand- und Tonabgrabungen im Zuge des Kanalbaues Ende des 19. Jahrhunderts. Zusammen mit dem etwas südlich im Wald gelegenen „Huronensee“ steht der „Blaue See“ unter Naturschutz. Der „Huronensee“ war einst ein Heideweiher, der im Zuge des Kanalbaues noch vergrößert wurde. Die Namensgebung der beiden Gewässer ist auf den Heidedichter Hermann Löns zurückzuführen. Einst waren sie freistehende besonnte Gewässer. Heute beschatten die umstehend aufgewachsenen Gehölze weitgehend die Wasserflächen. Die Uferbereiche dürfen zum Schutz der Tiere und Pflanzen nicht begangen werden.

Info-Pfosten 9

Gelmer Heide

Der Wald an der Straße „Coerheide“ umschließt eine künstlich offen gehaltene mit Heide bewachsene Lichtung. Auf dieser Lichtung wachsen sowohl die Besenheide als auch die Glockenheide. Sie stellen die Überreste der im 19. Jahrhundert hier noch weit verbreiteten Heide dar. Sie ist eine Kulturlandschaftsform auf meist nährstoffarmen d.h. im Tiefland meist sandigen Standorten. Der Wald mit den Heide-Resten steht unter Naturschutz und heißt „Naturschutzgebiet Gelmerheide“. Nach Aufgabe der früheren Heide-Nutzung (vor allem Beweidung und Plaggen-Gewinnung) verbuschte die Landschaft und Bäume wie Birke, Kiefer und Stieleiche eroberten sich die offene Landschaft zurück. Auch die Waldbereiche sind heute unter anderem für Waldkauz, Kleiber und Spechte ein wertvoller Lebensraum.

Der Wald darf aufgrund des generellen Wegegebotes in Naturschutzgebieten nicht betreten werden.

Info-Pfosten 10

Historische Landwehr

Im Wald verläuft ein baumbestandener Wall. Dieser Wall ist Teil einer einstigen Landwehr, die seit dem 14. Jahrhundert für den Schutz Münsters sorgte. Landwehren stellten  Hindernisse für heranrückende Angreifer aber auch eine hoheitliche Eingrenzung dar. Durchlässe gab es im Bereich regionaler Straßenverbindungen. Dort konnten dann auch Zölle erhoben werden. Wichtige nahe gelegene Durchlässe waren „Sandruper Baum“ in Sprakel an der Straße nach Greven und „Stadtbäumer“ an der Ausfallstraße Richtung Tecklenburg / Osnabrück, dem Schifffahrter Damm. Die Aufrechterhaltung der Landwehren wurde ehemals von ansässigen Landwirten gewährleistet. Es waren dichte, dornenbewehrte und dadurch undurchdringliche, oft mehrreihige Gebüsche. Schlehe, Weißdorn, Hundsrose, Stechpalme und andere „wehrhafte“ Sträucher prägten damals die Landwehren.

Erst nach der Aufgabe der Wehrfunktion entwickelten sich durch die Unterlassung der Pflege waldartige Strukturen, die heute noch oft als Verbindungskorridor für die Ausbreitung von Tier- und Pflanzenarten dienen.

Info-Pfosten 11

Außenausstellung mit Libellen-Lehrpfad

Hinter dem ehemaligen Schweinestall des Rieselfeldhofes erstrecken sich eine 2011 fertig gestellte Teichanlage mit Stegen und eine kleine Streuobst-Wiese. Das Gelände wird vor allem für Umweltbildungs-Veranstaltungen genutzt. Einige Infotafeln vermitteln Eindrücke vom Leben im Teich. Zusätzlich weisen Lehrtafeln auf die Lebensweise von Libellen hin. Eine Wegverbindung führt vom Rieselfeldhof auf die Landwehr zu.

Info-Pfosten 12

Waldinsel „Kanonenwäldchen“

Das inselartig in der Rinderweide gelegene Waldstück heißt im Volksmund „Kanonenwäldchen“. Der Name weist auf eine frühere Nutzung dieses Bereiches der Rieselfelder hin. Ein Teil der nahe dem Kanal gelegenen Flächen gehörte im 19. Jahrhundert zu einem Übungsplatz der preußischen Artillerie und Kavallerie. Das Wäldchen steht auf einem aufgeschütteten Hügel, der als Schießplatz diente.

Info-Pfosten 13

Große Rinderweide

Die schwarzen und braunen Rinder auf dieser Weide sind so genannte Wildrinder. Züchter begannen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts mit Rückzüchtungen zu den Wildformen der Hausrinder. Hierzu kreuzten sie unter anderem spanische und korsische Stiere, ungarische Steppen- und schottische Hochlandrinder. Ihr Zuchtziel war der mitteleuropäische Auerochse. Sie wussten damals nicht, dass sie auf eine vorderasiatische Stammform zurückkreuzten, wie es moderne Genom-Untersuchungen belegen.

Das Ergebnis dieser Zuchtbemühungen sind die Wildrinder, die den Auerochsen im Erscheinungsbild recht ähnlich sind und viele Merkmale der ursprünglichen Wildform aufweisen. Übereinstimmende Wild-Merkmale sind vor allem das schwarze Fell der Bullen, der helle „Aalstrich” auf dem Rücken der Tiere und die stark gekrümmten Hörner. In der Größe unterscheiden sie sich allerdings noch von den mitteleuropäischen Auerochsen. Auerochsen-Bullen waren sehr hochbeinig und konnten eine Schulterhöhe von 180 cm erreichen!

Unsere Wildrinder-Herde ist hervorgegangen aus einer Spende des Freundes- und Förderkreises „Europareservat Rieselfelder Münster” und lebt hier seit 1994. Die Wildrinder sind sehr robust und stellen wenig Anspruch an ihr Futter. Sie grasen ganzjährig auf vier Weiden im Naturerlebnisgebiet, müssen aber aufgrund des nicht ausreichenden winterlichen Grünwuchses von November bis April zugefüttert werden.

Übrigens: wir würden uns freuen, wenn auch Sie sich dem Freundes- und Förderkreis der Rieselfelder anschließen könnten.

An der Beweidung des feuchten Grünlandes beteiligen sich die Gänse und entlang der Grabenstrukturen in den Weideflächen auch Enten.

Entlang des Weges sehen Sie eine alte Birnbaum-Allee. Hier nisten unter anderem auch Hornissen und ein Marder hat in den zugigen Wintermonaten in den Baumhöhlen einen geschützten Futterplatz. Viele Obstbäume wurden schon Anfang des 20. Jahrhunderts entlang der Wirtschaftswege angepflanzt, um die Rieselfelder während ihrer Funktion als Kläranlage der Stadt Münster etwas attraktiver zu machen. Einige der noch verbliebenen Birnbäume sind daher über 100 Jahre alt! Noch in den 1960er Jahren wurden von der Stadt Münster einzelne Obstbäume für 5,- Mark zum Abernten an interessierte Mitbürger verpachtet.

Info-Pfosten 14

Der Aussichtsturm

Seit 2004 können Sie ihre Blicke vom 12 m hohen Aussichtsturm über die Rieselfelder schweifen lassen. Die Rieselfelder reichen soweit, bis eine durchgehende Baumreihe oder zusammenhängende Waldstrukturen den Horizont begrenzen. Der Turm ist an eine vorhandene Gehölzstruktur angelegt. Dadurch ist der Blick zum Kanal zum Teil verwehrt. Allerdings wurden so die negativen Einflüsse auf die Vogelwelt, die ein allein stehender Turm im weiten Grünland gehabt hätte, verringert.

Der Aussichtsturm ist ein Besuchermagnet und Teil eines Konzeptes zur positiven Besucherlenkung im Naturerlebnisgebiet der Rieselfelder. Durch die Schaffung attraktiver Beobachtungseinrichtungen und eines guten Wegenetzes gelingt es, den Erholungsdruck auf das Reservat nördlich der Straße „Coermühle“ zu verringern.

Der Hügel in südlicher Blickrichtung ist die ca. 50 m hohe ehemalige Zentraldeponie der Stadt Münster. Hier wurde von 1980 bis 2016 der Hausmüll der Stadt Münster abgelagert. Der Kirchturm, der an seiner linken Flanke hervorsteht, gehört zur Lamberti-Kirche in der Innenstadt von Münster.

Info-Pfosten 15

Der „Feldherrnhügel“

Der barrierefrei zugängliche „Feldherrnhügel“ bietet als künstliche Aufschüttung einen Überblick über den „Großen Stauteich“.

Zwei große Ableitergräben sammelten einst die Dränwässer unter den Rieselfeldparzellen und führten sie zur Münsterschen Aa (als Aa-Ableiter) und zur Ems (als Ems-Ableiter). Im Zuge der Gebieteserweiterung des Schutzgebietes und eines damit verbundenen EU-Life-Projektes wurden die Ableitergräben, in denen heute das Klarwasser des Hauptklärwerkes fließt, angestaut.

Vor Ihnen liegt der „Große Stauteich„, der aus vergangenen Projekt-Tagen bei Vogelbeobachtern und Tierfotografen das Kürzel E1 trägt (abgeleitet von Entwicklungszone 1).

Mit den computergesteuerten Stauwehren können je nach Jahreszeit die Wasserstände optimal auf die Bedürfnisse der Vogelarten eingestellt werden. So wird in der kalten Jahreszeit der Wasserstand hoch gehalten und zur Zugzeit der Watvögel niedrig.

Aufgrund der Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume im und am Wasser bieten die beiden Stauteiche vielen unterschiedlichen Vogelarten Nahrungsraum und Brutmöglichkeiten.

Info-Pfosten 16

Die Biologische Station Rieselfelder Münster

Das als Provisorium gedachte Gebäude der Biologischen Station Rieselfelder Münster mit einer fast barrierefrei zugänglichen Ausstellung und einer öffentlich zugänglichen Toilette wurde 1979 hier errichtet. Es ist dies aber nicht der erste Standort der Biologischen Station in den Rieselfeldern. Biologie-Studierende sowie Naturschützerinnen und Naturschützer riefen die Biologische Station mit den ersten Bauwagen am Rande des Naturschutzgebietes „Gelmer Heide“ 1968 ins Leben. Seit 1974 gab es ein festes Holzbarackengebäude bei der heutigen Storchen-Beobachtungshütte (Hütte 5, Infopfosten 21) an der Fläche 22A. Hier entstand auch die erste bereits für die Öffentlichkeit zugängliche Ausstellung, die über die Bedeutung der Rieselfelder informierte.

Die Hauptaufgaben der Biologischen Station Rieselfelder sind die Bewässerung der über 90 Parzellen, verschiedene Arbeiten zur Gebietspflege, die vogelkundliche Beobachtung und Öffentlichkeitsarbeit. Der Umfang der zu leistenden Arbeiten ist durch einen Arbeits- und Maßnahmenplan mit der Stadt Münster und dem Land Nordrhein-Westfalen festgelegt.

In unmittelbarer Nachbarschaft steht die ehemalige Rieselmeisterei. Bis 1975 war das heute unter Denkmalschutz stehende Fachwerkhaus (erbaut 1906) Wohnsitz des Rieselmeisters, der bis zum Bau des modernen Klärwerkes für die ordnungsgemäße Verrieselung der Abwässer zuständig war.

Info-Pfosten 17

Stauwehr und Pumpwerk

Als die Abwassermengen aus der Stadt zu groß wurden, fasste der Rat der Stadt Münster 1967 den Beschluss, im Südteil der damaligen Rieselfelder eine Kläranlage zu bauen, die im September 1975 ihren Betrieb aufnahm. Seit der Zeit erhält das Gebiet das aus der Kläranlage kommende geklärte Abwasser (Klarwasser).

Die offenen Gräben und Betonhalbschalen wurden in den 1980er Jahren in ehrenamtlicher Eigenleistung durch Rohrleitungen und Pumpen ersetzt und statt der Rieselwärter sorgen seit 1977 Zivildienstleistende, Teilnehmer am freiwilligen ökologischen Jahr (FÖJ) sowie am Bundesfreiwilligendienst (BFD) und Mitarbeiter der Biologischen Station für die Verteilung des Wassers.

Seit 1999 wird das Wasser für die Bewässerung der über 90 Bewässerungsflächen aus dem Großen Stauteich entnommen und von Pumpen über drei Hauptleitungen im Gebiet verteilt. Eine der drei Hauptleitungen tritt oberirdisch aus dem Pumpwerk aus und ist somit an der rechten Seite des Pumpwerkes sichtbar.

Im Bereich des Auslaufes des Stauwehres kann man häufig eine Teichhuhn-Familie, gelegentlich einen Graureiher und selten einen Eisvogel beobachten. Manchmal sitzen auch Bachstelzen auf den Steinspitzen. Die Steine, die man nur bei geringem Überlauf sieht, dienen als sogenannte raue Rampe, die das überlaufende Wasser zusätzlich aufwirbeln und so mit Sauerstoff anreichern sollen.

Info-Pfosten 18

Kleine Rieselfeld-Parzelle

Diese Parzelle (23/5 auf der Gebietskarte mit der Flächennummerierung) ist von ihren Ausmaßen eine typische Bewässerungsparzelle aus der Zeit der Rieselfeld-Bewirtschaftung. Sie ist mit dem Schilfsaum etwa einen Hektar groß und damit nur geringfügig größer als die Spielfläche eines Fußballplatzes.

Bis 1975 sorgten Drainage-Rohre unter der Fläche dafür, dass das versickerte und somit gereinigte Abwasser schnell in die großen benachbarten Ableitergräben gelangte. Heute ist es das Ziel, lange einen flachen Wasserüberstand auf den Flächen zu halten. Daher wurden die Drainagen nach Möglichkeit zerstört. Um die Wasserfläche herum hat sich ein Röhricht-Saum gebildet der vor allem aus Schilf besteht. An einzelnen Stellen schauen gelegentlich je nach Bewässerungs-Zustand einige kleine Schlammflächen aus dem Wasser heraus.

Auf diesen kleinen Parzellen sind vor allem Enten, Schwäne, Gänse und Lachmöwen zu entdecken. Gelegentlich steht ein Graureiher im Bereich der etwas tieferen Wasseransammlungen oder Watvögel suchen zu den Vogelzug-Zeiten auf den Schlammflächen nach Nahrung.

Bitte bleiben sie auf dem befestigten Weg und gehen sie nicht in die Sichtschneisen an den Wasserflächen, da die Vögel dadurch unnötig gestört werden.

Das Wasser in dem benachbarten Ableitergraben ist heute das aus dem „Großen Stauteich“ abfließende Wasser. Es ist das gereinigte Abwasser (Klarwasser) aus dem Hauptklärwerk in Münster-Coerde

Info-Pfosten 19

Rieselfeld-Management

Die heutzutage etwas größeren zusammengelegten Parzellen bieten einige Vorteile gegenüber den ursprünglich nur einen Hektar großen Bewässerungsparzellen. Aufgrund ihrer Größe und der entsprechenden Gestaltung des Untergrundes ergibt sich hier eine größere Strukturvielfalt. Neben den Bereichen mit sehr flachem Wasser und den Schlammbänken gibt es bei einigen Parzellen auch extra tiefe Bereiche mit einem Wasserstand von regelmäßig mehr als 50 Zentimeter. Bedingt durch dieses zusätzliche Angebot ist die Artenfülle an Vögeln hier meist deutlich größer als an den kleinen Flächen.

Für die Mitarbeiter der Biologischen Station bietet eine derartige Zusammenlegung ebenfalls Vorteile. Es ist weniger aufwendig eine große Fläche zu bewässern und zu pflegen als viele kleine. Es muss jedoch darauf geachtet werden, dass die Flächen für die fast tägliche Vogelzählung weiterhin überschaubar bleiben.

Das Management einer Fläche schließt auch das Zurückdrängen der Verlandungsvegetation ein. Je nach Wuchskraft der Pflanzen und dem Verlauf der Bewässerung müssen alle paar Jahre einige Parzellen überarbeitet werden. Dann werden die Pflanzen gemulcht oder gemäht, und vereinzelt der Boden mit dem Wurzelwerk gefräst. Direkt im Anschluss an die Bearbeitung wird die Parzelle wieder möglichst hoch angestaut. Bei erfolgreicher Wiederbewässerung hat man dann einige Jahre Zeit bis zum nächsten Eingriff. So wird garantiert, dass die Vogelwelt ein ausgewogenes Gleichgewicht im Angebot von Wasserflächen, Schlammbänken und Röhrichten vorfindet.

Ohne jegliche Pflegemaßnahmen würden die Flächen innerhalb weniger Jahre verbuschen. Damit wären wertvolle Rast- und Nahrungsplätze für durchziehende gefährdete Wasser- und Watvögel verloren.

Bitte bleiben sie auf dem befestigten Weg und gehen sie nicht in die Sichtschneisen an den Wasserflächen, da die Vögel dadurch unnötig gestört werden.

Info-Pfosten 20

Der erste Ausguck von 1978

Diese 1978 errichtete Beobachtungshütte war die erste Ihrer Art im Rieselfeld-Gebiet. Das Material wurde zum Teil von dem Geld aus einer Spendensammlung des öffentlichen Gymnasiums Bethel bei Bielefeld bezahlt. Erbaut wurde sie von Mitgliedern der Biologischen Station. Vier Bewässerungs-Flächen können von hier aus eingesehen werden. Während der Brutzeit kann der Zugang zu dieser Hütte versperrt sein, wenn besonders empfindliche Arten gerade in der Nähe brüten.

Die Beobachtungshütte wurde 2014 kernsaniert. Zwei Naturfotografen, die immer gerne aus dieser Hütte heraus fotografierten, unterstützten tatkräftig die Arbeiten. Das Material wurde durch private Spender und eine Spende der Sparkasse Münsterland-Ost finanziert.

Heute kann man aus zehn Hütten, die vielfältige Vogelwelt der Rieselfelder beobachten. Zudem sorgen ein 12 m hoher Aussichtsturm [siehe Infopfosten 14] und zwei weitere Aussichtspunkte für zahlreiche Ein- und Ausblicke in den Rieselfeldern. Im Rahmen des Projektes „Naturerlebnis für Alle“ wurden fünf Hütten und ein Aussichtspunkt [bei Infopfosten Nr. 15] barrierefrei umgebaut.

Info-Pfosten 21

Die Storchen-Hütte, Weißstörche in den Rieselfeldern

Seit 2002 brüten Weißstörche in den Rieselfeldern – seit 2003 auch erfolgreich. Zunächst siedelte sich ein Paar südwestlich der Wasserfläche 22A auf der Storchen-Nisthilfe an, die sie aus dieser Hütte sehen. Seit 2009 konnte ein zweites Brutpaar in den Rieselfeldern beobachtet werden.

Weißstörche galten in NRW als vom Aussterben bedroht. Es fehlte ihnen der Lebensraum – große zusammenhängende möglichst nicht zu intensiv bewirtschaftete Grünland-Bereiche. Ein Weißstorch-Paar benötigt etwa 200 ha zusammenhängendes Grünland als Nahrungsraum um bis zu vier Küken großzuziehen.

Aufgrund des reichhaltigen Angebotes an Mäusen und Amphibien in den Rieselfeldern und der benachbarten Aa- und Emsauen wurden zunächst zwei Paare als ein realistisches Maß für unsere Kulturlandschaft im nördlichen Münster angesehen. Mittlerweile (2023) nisten 6-7 Paare in den Rieselfeldern bzw. in ihrer direkten Umgebung. Das spricht für das gute Nahrungsangebot in den Rieselfeldern. Durchschnittlich werden zwei bis drei Jungvögel aus den künstlichen Nisthilfen flügge.

Eine kleine Anzahl von Weißstörchen überwintert auch hier, so dass es evtl. die Gelegenheit gibt, einen Storch im Schnee zu fotografieren.

Gelegentlich rasten durchziehende Störche für kurze Zeit während des Vogelzuges in den Rieselfeldern und tanken noch etwas „Rieselfeld-Energie“ in Form von Würmern, Mäusen, Insekten und Amphibien auf den Grünland-Flächen. Dann können auch mehr als 50 Störche in der Tageszählung auftauchen.

Info-Pfosten 22

Still- und Fließgewässer

Das Stauwehr ist optisch die Grenze zwischen einem Still- und einem Fließgewässer. Das meist beständig in den ausgebauten Ablauf fließende Wasser ist aber auch ein Zeichen, dass dieser Bereich durchströmt wird. Der „Kleine Stauteich“ ist eines von zwei Staugewässern, die vom Ablauf des Hauptklärwerkes in Coerde gespeist werden.

 Unterhalb des Anstaues fließt das Wasser zunächst in einem ausgebauten Gerinne. Nordwestlich der Unterführung unter der Straße „Coermühle“ weist der Ablauf einen deutlich natürlicheren Verlauf auf. Während der Zeit der Rieselfeld-Bewirtschaftung war dieser Aa-Ableiter auf seiner ganzen Fließstrecke bis zur Münsterschen Aa ein technisch ausgebauter Graben. In den 1990er Jahren hat die Biologische Station diesen Teil wieder zu einem natürlichen Bachlauf rückgebaut. Seitdem haben Stichlinge, Bachschmerle, Hasel, Plötze, Gründling, Koppe und andere Fischarten den Wöstebach, wie der Ableiter in seinem unteren Lauf heißt, wiederentdeckt und besiedelt.

Von der Brücke aus können auf dem Stauteich vor allem verschiedene Enten- und Gänsearten beobachtet werden.