Vögel im Frost

Aufgeplusterter Silberreiher. Wenn der Zugang zur Nahrung knapper wird, heißt es Energie sparen, keine unnötigen Bewegungen. Und hoffen dass es noch einige offene Bereiche im Schilfröhricht gibt. Foto: Michaela Stenz.

Das Europäische Vogelschutzgebiet Rieselfelder Münster ist ein Brut- und Rastgebiet für gefährdete Vogelarten. Zudem ist es auch im Winter ein Rückzugsgebiet für Vogelarten, die ganzjährig im Münsterland anzutreffen sind.

Wie immer geht es vor allem um ausreichend Nahrung und einen sicheren Schlafplatz. Dafür sucht zum Beispiel die Rohrdommel im Winter stark überwachsene Gräben auf, da diese erst später zufrieren als freie Wasserflächen ohne Pflanzen. Gänse finden vor allem auf den nicht zugefrorenen Stauteichen einen sicheren Schlafplatz und ernähren sich von den Gräsern und Kräutern auf den Grünlandflächen sofern es keine Schneedecke gibt.

Auf der Suche nach eisfreien Bereichen am Schilfrand und im Schilfdickicht. Die Rohrdommel durchschreitet große Areale auf der Suche nach etwas Nahrung. Foto: Michaela Stenz.

Bartmeisen und Rohrammern turnen durch das Schilf, um sich von den winzigen Samen der Schilf-Fruchtstände zu ernähren. Eisvögel patrollieren die nicht zugefrorenen Stauteichabläufe auf der Suche nach kleinen Fischen. Es ist also auch im Winter noch etwas los in den Rieselfeldern, auch wenn sich viele Vögel sehr heimlich verhalten und dem flüchtigen Blick von Besucherinnen und Besuchern verborgen bleiben.

Bartmeisen-Männchen im Schilffruchtstand. Wenn man sonst nichts mehr findet, gibt es immer noch die Samen im Schilf. Foto: Michaela Stenz.
Rohrammer Weibchen mit Schilfsamen im Schnabel. Foto Michaela Stenz.
Der Eisvogel hat es auch besonders schwer, wenn die Gewässer zufrieren. Er lebt von kleinen Fischen und Wasserinsekten. Derzeit sind noch 2 – 3 Eisvögel regelmäßig in den Rieselfeldern unterwegs. Foto: Michaela Stenz.

Und daher gilt auch im Winter ein absolutes Wegegebot in den Rieselfeldern, das heißt, das Betreten von Flächen ist generell verboten. Außerdem ist auch das Parken von Autos am Straßenrand im Außenbereich – und dazu gehören die Rieselfelder – nicht erlaubt, das hat man schon in der Fahrschule gelernt. Rettungsfahrzeuge und landwirtschaftliche Fahrzeuge benötigen den schmalen Staßenraum in voller Breite. Zudem ist die Coermühle abschnittsweise für KFZ-Verkehr gesperrt.

Wildparken an der Coermühle im Februar 2012.
Nicht erlaubtes Wildparken auf Grünland (Februar 2009) – da könnten auch Gänse grasen. Am Rieselfeldhof sind Parkplätze frei.
Eine geschwächte Rohrdommel musste im Februar 2021 in der Biologischen Station mit Fischen vom Landesfischereiverband wieder aufgepäppelt werden.

Im Februar 2021 wurde nach einem Schlittschuhtag in den Rieselfeldern eine entkräftete Rohrdommel auf einer Straße am Rande der Rieselfelder gefunden, die offensichtlich aus den Rieselfeldern vertrieben wurde. Mit Hilfe der Unterstützung des Landesfischereiverbandes der uns kurzfristig mit Fischen als Nahrung versorgte, konnte seinerzeit die Rohrdommel wieder aufgepeppelt werden.

Auch damit sich dieser Vorfall der Störung einer gefärhdeten Art nicht wiederholt, bittet die Biologische Station Rieselfelder Münster, sich an die Gebote zu halten und die Eisflächen nicht zu betreten! Wer in den Rieselfeldern Schlittschuh fährt, schert sich nicht um die winterliche Lebenswelt in der hier sogar gesetzlich geschützten Natur.

Das in einem Dezember aufgenommene Bild pausierender Störche zierte das Januar-Blatt des Rieselfeld-Kalenders von 2023. Die Störche ruhen lange Zeit an einer Stelle in der Sonne, um möglichst wenig Energie zu verlieren. Störungen kosten immer wertvolle Energie. Zugleich ist die Nahrungsaufnahme durch die winterliche Witterung erschwert. Foto: Michaela Stenz.