
Die Uferschnepfe ist kein Brutvogel in den Rieselfeldern Münster, dafür aber regelmäßiger Nahrungsgast. Die Art brütet in Feuchtwiesen und Niedermooren, so etwa in Feuchtwiesen bei Saerbeck. Von dort aus herrscht zur Brutzeit regelmäßiger „Pendelverkehr“ auf die Wasserflächen im Norden von Münster. Aber auch durchziehende Vögel tanken bei uns von März bis Juni sowie von August bis Oktober ihre Energiereserven auf. Mit einem Steckbrief (Körpergröße 35-45 cm, Gewicht 160-500 g) wäre die Uferschnepfe als großer und in NRW vom Aussterben bedrohter Wat- und Wiesenvogel kurz abgehandelt, wäre da nicht „Madame Kipp“.

Madame Kipp (im Bild rechts) wurde als Jungvogel im Feuchtwiesen-Schutzgebiet Saerbeck beringt und als Brutvogel 2018 im Ochsenmoor am Dümmer besendert. Seitdem konnte sie von allen Interessierten im Internet auf ihren Zugwegen verfolgt werden. So wissen wir, dass sie im Unterlauf des Senegal-Flusses in Westafrika überwinterte und auf ihrem Rückflug meist in Portugal Rast machte und sie gelegentlich – oft witterungsbedingt – nochmal in Westfrankreich in der Region Bordeaux einen Zwischenstopp einlegte. Auf ihrem weiteren Rückzug war sie oft in den Rieselfeldern zu Gast, wo sie am 22.06.2020 von Hauke Roy fotografiert wurde.

Das letzte Sendesignal kam im Februar 2024 aus Portugal. Erstaunliches: es wurde vorhergesagt, dass der Sender zwei bis drei Jahre senden wird, er sendete fast sechs Jahre. Madame Kipp hat jetzt ein Alter von 24 (!) Jahren erreicht. Im Internet können Sie bei Wikipedia nachlesen, dass es bisher bei farbberingten Uferschnepfen Nachweise bis zu einem Alter von 18 Jahren gab. Da Madame Kipp auch farbberingt ist (siehe Bild), konnte sie trotz des leeren Sender-Akkus in 2024 und 2025 (!) noch als Brutvogel im Ochsenmoor wiederentdeckt werden (mdl. Mitteilung von Johannes Melter)!

Weitere Informationen zu den Sendervögeln: https://www.wiesenvoegel-life.de/wiesenvoegel/uferschnepfe/sendervoegel
Der große Schnepfenvogel ist mit seinen langen Beinen und seinem langen, geraden Schnabel kaum zu verwechseln, höchstens mit der Pfuhlschnepfe. Diese ist nur ausnahmsweise hier zu sehen, außerdem hat sie einen deutlich aufwärts gebogenen Schnabel und kürzere Beine.
Während der Zugzeit war in den vorangegangenen Jahren immer auch einige Exemplare der isländischen Unterart islandica in den Rieselfeldern anzutreffen. Bei ihr sind Schnabel und Beine kürzer; im Prachtkleid zeigt sie eine kräftigere rostbraune Färbung der Brust, die weiter nach unten reicht als bei der Stammform.