Streuobstwiesen sind ein Lebensraum, den man in den Rieselfeldern nicht ohne weiteres vermuten würde. Typisch nicht nur für die münsteraner Rieselfelder sind dagegen die Obstbaumreihen, die früher fast alle Wege begleiteten und auch heute noch stellenweise erhalten sind.
Zur Zeit der historischen Rieselfeld-Bewirtschaftung wurde nicht nur Gemüseanbau in den etwa 600 ha großen Rieselfeldern betrieben, sondern fast 2000 Obstbäume lieferten zusätzlich Obst für den Markt in Münster.

Über 700 Obstbaumindividuen – darunter zum Teil auch nur noch tote Baumstämme – überdauerten in dem heute nur noch 430 ha großen Europäischen Vogelschutzgebiet Rieselfelder Münster. Neben den zum Teil über 100 Jahre alten Obstbäumen entlang der Wege wurden in den 1990er-Jahren durch die Biologische Station vier Obstwiesen mit einer Vielzahl alter Obstorten angelegt. Zwei dieser Obstwiesen werden als solche auch heute noch genutzt und gepflegt. Die Standorte von den zwei anderen Obstwiesen sind so nass, dass die Bäume nur vereinzelt in trockeneren Bereichen der Flächen gedeihen. In den letzten beiden Wintern konnten durch großzügige Spenden der Handwerkskammer Münster und der Firma Oeding-Erdel 100 Obstbäume, vor allem zur Auffüllung von Bestandslücken entlang der Wege nahe dem Rieselfeldhof und auf den verbliebenen genutzten Obstwiesen wieder neu zugepflanzt werden.

Zusätzlich wurden mit der Einrichtung des Naturerlebnisgebietes Ende der 1990er Jahre einige Obstwiesen mit Hochstämmen alter und oft nur regional verbreiteter Sorten wie „Dülmener Rosenapfel“ und „Köttelbirne“ angepflanzt.

Das Streuobst in den Rieselfeldern hat seinen besonderen Wert nicht nur in dem Erhalt alter Obstsorten, sondern auch für den Vogelschutz. Obstbäume ziehen viele Insekten an, über die sich wiederum die Vögel als Nahrung freuen. So fühlen sich gerade auch seltenere Vogelarten wie der Neuntöter und das Schwarzkehlchen gerade in der strukturreichen Umgebung der Rieselfelder mit ihren Obstwiesen und Obstbaumreihen wohl. Viele Ameisenvölker leben in der Umgebung der Obstbäume – den Grünspecht freut dies, liebt er doch Ameisen als Nahrung. Die Streuobstbereiche sind auch Jagdreviere für Turmfalken bei Tag und Steinkäuze in der Nacht.


Seit zwei Jahren kümmert sich eine aktive Streuobst-Gruppe unter Leitung der ehrenamtlich tätigen Streuobstexpertin und Pomologin Karin Rietman um das Streuobst in den Rieselfeldern. Gelegentlich helfen auch Firmenmitarbeiter des Finanzdienstleisters MLP im Rahmen eines Social-Work-Projektes bei der Ernte. Die Streuobst-Gruppe ist noch zu klein, um sich um alle nun über 800 Obstbäume zu kümmern. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in den Obstwiesen und die Pflege der jungen Pflanzungen entlang der Wege, aber auch in der Verarbeitung des Obstes. Je nach Ernte gibt es auch Pflaumen – und Apfelmus aus den Rieselfeldern.


Baumschnitt, Baumpflege und Apfelernte sind aufwendig, daher ist weitere Unterstützung immer wilkommen. Bei Interesse melden Sie sich gerne unter
Vor allem im September läuft die Obsternte der alten Sorten. Durch die Mitarbeitenden der Streuobstgruppe gepflückte Äpfel und Birnen werden freitags und sonntags von 16 Uhr bis 18 Uhr in der Ausstellung am Rieselfeldhof, Coermühle 100, zum Verkauf angeboten. Dort können auch Obstprodukte wie Apfelsaft, Apfel- und Pflaumenmus aus den Rieselfeldern erworben werden. Neben dem Verkauf bietet Frau Rietman auch die Bestimmung von Apfelsorten, die Beratung zur Verwendung der alten Obstsorten und auch Empfehlungen zur Obstsortenwahl für die Gartennutzung an. Die Erträge aus dem Streuobstprojekt kommen voll umfänglich dem Streuobstschutz in den Rieselfeldern zu Gute. Von den Erträgen im vergangenen Jahr wurden neue Leitern angeschafft. Ein Streuobstlehrpfad ist in Planung.


Zur Erntezeit liegt auch häufig Fallobst auf den Wegen im Naturerlebnisgebiet Rieselfelder. Bereits durch andere Insekten angestochene Äpfel und Birnen sowie anderweitig verletztes Obst fällt schon vor der eigentlichen Fruchtreife auf die Wege und wird von vielerlei Insekten gerne angenommen. Wo viele Insekten sind, sind oftmals auch Hornissen nicht weit, die gerne auf Insektenfang gehen. In den Hohlräumen alter Obstbäume git es entlang der Wege einige Hornissennester aber auch Nester anderer Wespen. Also aufgepasst, wo man hintritt! Machen Sie Ihre Kinder darauf aufmerksam, nicht zu nah an die Wespen und Hornissen zu gehen! Halten Sie respektvollen Abstand von den Nestern der Hornissen und anderer Wespen.

Fallobst ist bestes Wespen-Futter. Foto: Michaela Stenz.


Wer an dem Obst in den Rieselfeldern besonders interessiert ist, sollte sich der Streuobst-Gruppe anschließen. Ihre Arbeit ist Voraussetzung für ein langes Fortbestehen des Streuobstes in den Rieselfeldern. Wenn nachfolgende Generationen auch etwas davon haben sollen, darf man eben nicht nur an die Ernte denken. Den Kontakt zu Frau Rietman und der Streuost-Gruppe vermittelt die Biologische Station Rieselfelder Münster. Anfragen können erfolgen unter:
